Neo-Ökologie als Kommunikationsstrategie - Teil 1

Alexandra Zajonz • Nov. 23, 2020

Einführung - Neo-Ökologie trifft Destinationsmarketing

GRÜN, GRÜN, GRÜN, SIND ALLE MEINE FARBEN! 
Vereinfacht erklärt ist das Konzept der Neo-Ökologie der Prozess von gesellschaftlicher Veränderung zu einem ressourceneffizienten und nachhaltigen Wirtschaften. Man verbindet die Themenfelder Ökonomie und Ökologie, kein Wunder also das kaum ein anderes Thema ist so präsent ist, aber auch so kontrovers diskutiert wird. 

Fridays for Future, Bio-Märkte, EU-Plastikverordnung, Energiewende, der Verzicht auf tierische Produkte und vieles mehr – Neo-Ökologie reicht in jeden Bereich unseres Alltags hinein. Persönliche Entscheidungen, Werte, öffentliche Wahrnehmung oder Unternehmensstrategien, Sie alle sind heute in irgendeiner Form geprägt durch den ökologischen Gedanken. Der Trend sorgt nicht nur für das Neudenken von Altbekanntem in Gesellschaft, Kultur, und Politik. Er verändert wirtschaftliche und unternehmerische Ausrichtung in einer vollkommen neuen Weise. 

Dabei durchläuft das Konzept “Ökologie” wieder und wieder ein Comeback. Seine Anfänge hatte die Begrifflichkeit bereits im 19. Jahrhundert. Ökologie ist die „die gesamte Wissenschaft von den Beziehungen des Organismus zur umgebenden Außenwelt“, so Ernst Haeckel 1866. Bereits in den 1970ern löst die Debatte um die den Konflikt zwischen Umweltschutz und konsumorientierten Individuen eine emotional geladene politische Debatte aus. Eine Art “Weckruf” entfachen hier meist Katastrophen, wie der Dioxin-Unfall von Seveso 1976, das Bhopalunglück von 1984, nukleare Katastrophen wie Tschernobyl 1986 oder Fukushima 2011 sowie die allgegenwärtigen Berichte zu Erderwärmung, schmelzenden Polkappen und Artensterben.  

Man kann das Thema auf viele verschiedene Ebenen tragen, sodass ein kurzer Blogbeitrag dem großen ganzen nicht gerecht wird. Ich empfehle hierzu die sehr gut recherierten Beiträge des Zukunftsinstituts, welche das Thema “Neo-Ökologie” wirklich auf nahezu jede erdenkliche Weise auseinander genommen haben: https://www.zukunftsinstitut.de

Wichtig für uns und die Betrachtung der Neo-Ökologie für den touristischen Bereich ist die Veränderung des Konsumverhalten auf Basis des Konzepts. Eingeführt wird der Begriff LOHAS - Lifestyle of Health & Sustainability als direkte Konsequenz aus den vorangegangenen Entwicklungen. Konkret heißt es, dass die Konsumenten neue bzw. zunehmend andere Bedürfnisse mit Ihrem Konsumverhalten verknüpfen. Diese sind für die Zukunft vor allem: Wissensgesellschaft (der Wunsch gut informiert zu sein), Wohlfühlen, Nachhaltigkeit, bewusster Konsum, Genuss, Gesundheit und nicht zuletzt auch mehr Zeit. 

NEO-ÖKOLOGIE X DESTINATIONEN
Nicht zuletzt Destinationen, wie Städte und Regionen aber auch touristische Ziele, Sehenswürdigkeiten und Attraktionen müssen das Ökologie-Thema mehr denn je aufgreifen und für sich verarbeiten. Um den aufgezeigten Bedürfnissen zu entsprechen, muss ich die Kommunikation nach Aussen, wie auch das gebotene touristische Konzept angepasst werden. 

Der Wunsch nach Nachhaltigkeit und Entschleunigung zieht die Menschen mehr denn je vor die eigene Haustür, raus in die Natur, weg vom lauten, hektischen Alltag. Begreife ich diesen Effekt der Neo-Ökologie, so kann ich mir Ihn als Destination zu eigen machen. Vermarkten, dass die zunächst unspektakulär scheinende umliegende Region für meine Anwohner touristisch interessant wird und ich so neue Zielgruppen erschließe. Die Kommunikation kann hier auf die eigenen, bereits vorhandenen Attribute zielen, wie z.B. die außerordentlich schöne Natur (welche nur in Zukunft besonders herausgestellt wird). Es gibt gute Beispiele wo der entsprechende Schutz über Natur- und Biosphärenreservate oder besonderer nachhaltiger Aufforstung und Landwirtschaft positiv zur Image-Prägung beitragen. Aber natürlich können auch sinnvolle strategische Partnerschaften wie der regelrechte Boom des Radtourismus, Camping 2.0 oder auch lokale Angebote wie Yoga, Naturheilkunde und vieles Weitere aufgegriffen werden. So stieß ich vor einigen Tagen, passend zum Thema auf einen Artikel in der Welt "Gleich bei Düsseldorf erwartet Wanderer Idylle Pur". Idylle mitten in NRW ? Ein Weg weg vom unbekannten Fleckchen Erde irgendwo zwischen Rhein & Ruhr, hin zum beliebten Ausflugsziel für Naherholungssuchende und Rauszeitliebhaber. Mit der Kampagne #RausZeitLust zieht auch Tourismus NRW die Karte vom Urlauber der Raus in die Natur möchte. Weg von pulsierenden Metropolen und dem Prädikat "Innovationsstandort", wird das bevölkerungsreichste Bundesland vor allem im nachhaltig, natürlichen Gewand gezeigt. Der Gast bekommt Tips nicht etwa für Industriekultur und Stadtsightseeing sonder für Wander- & Radtouren, schöne Aussichten und Ruhepole. Es ist erstaunlich wieviel man hier berichten und natürlich auch erleben kann, ganz ohne verschneite Gebirgsketten oder Azurblaue Lagunen (wobei auch diese findet sich bei näherem hinschauen).  
Bei dieser Strategie spielt auch stärker der Wunsch nach Individualisierung eine tragende Rolle. Die bereiche von “Auszeit-Urlauben”, wie Pilgerreisen oder Entdecker-Expeditionen verzeichnen hier ebenso starke Zuwächse wie der Bedarf nach Coaching- und Weiterbildungsangeboten in der Freizeit. 

ÖKO-LOGISCH!
Tu Gutes und sprich darüber! Der Einsatz für Umwelt und Natur baut entsprechend ein Ökologisch geprägtes Image auf, welches im Kontext und der Außenwahrnehmung gesehen positiv erscheint. Der Trend bringt hierbei viele positive Innovationen und technologien mit sich. Diese können und sollten sich Destinationen zu Nutze machen. In meinem vorangegangenen Beitrag habe ich bereits das Thema alternative Antriebe/ Elektromobilität und Ladesäulen eingehend unter die Lupe genommen, auch diese fallen mit unter dieses Thema. Weiter sind Technologien wie Connectivität, Augmented Reality und das nutzen und verarbeiten von Daten und darüber das individuelle steuern des touristischen Erlebnisses, wachsende Sparten welche dazu beitragen Regionen für den Besucher attraktiver zu machen. 

Hier finden sich eine vielzahl an Ankerpunkten, die ich als Destination (unabhängig von Zielgruppe und Potential) nutzen kann um meine Lage im Wettbewerb um den Gast zu verbessern. 
Eine Studie des Fraunhofer Instituts zu nachaltigem Tourimus zeiget dass das Potenzial vorhanden ist, jedoch noch nicht vollumfänglich so ausgeschöpft wird. Es bleibt also ein wenig Zeit um Konzepte zu schaffen und zu adaptieren, jedoch wer heute verschläft diese Prozesse anzustoßen und mit der Zeit zu gehen wird Morgen den Anschluss und damit auch eine vielzahl an potentiellen Besuchern verpassen. 

Zum Abschluss unseres ersten Teils sei gesagt, dass vor allem die Interaktion von Ökologie und anderen Trendthemen wie Digitalisierung, Connectivität, Individualisierung, Gesundheit, Mobilität und anderen wichtiger Gesichtspunkt in der Betrachtung ist. Keiner der Bereiche funktioniert ohne den anderen. Ebenso wichtig ist es die einzelnen Player innerhalb der eigenen Destination, als Teil des Ganzen wahrzunehmen. Am Ende führt zum Erfolg wenn die ökologische Gesamtstrategie stimmt und auch die Dienstleister im kleinen das Konzept Leben. Hierzu werden wir uns im 2. & 3. Teil des Beitrags zur Neo-Ökologie den Bereichen Hotellerie & Gastronomie widmen. Was kann ich als Hotel tun, um als "Nachhaltig" wahrgenommen zu werden? Wohin gehen die Trends in der Gastronomie? Weiterlesen lohnt sich! 
 

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