Destination X Talk - Der Paradiesvogel unter den Wintersportlern

Alexandra Zajonz • Dez. 19, 2020

Auf die Fatbikes, fertig, los! 

Wenn die Menschen von Wintersport sprechen, dann denken die meisten an rasante Skiabfahrten, Rodeln, Schneeschuhwanderungen oder vielleicht noch Langlauf. Um ehrlich zu sein, als begeisterter Radfahrer, ist das irgendwie alles nicht meine Welt. Also: was tun im Winter? Auf Schnee und romantische Hüttenabende verzichten und in wärmere Gefilde entfliehen?! Als ich auf Michael und sein Projekt Alpine Fatbike in Ramsau am Dachstein (Österreich) stieß, traute ich meinen Augen nicht – biken im Schnee, und nicht nur auf den gespurten Loipen der Langläufer, sondern auch mit deutlich mehr Adrenalin auf der präparierten Rodelbahn. 
Heute freue ich mich sehr unsere neue Reihe Destination X Talk mit genau diesem Thema einzuläuten. 10 Fragen und Antworten rund um ein außergewöhnliches Wintersportangebot, das man unter Garantie nicht so schnell vergisst. 

Michi, wie hat das alles angefangen? Wie kamst Du auf die Idee zu Alpine Fatbike? 
Der Fatbikeboom:
2014 ging es der Mountainbikeindustrie noch nicht so gut wie heute und man war ständig auf der Suche nach dem „Nächsten Großen Ding“.
Bis zu diesem Zeitpunkt waren Fatbikes ein Nischenprodukt aus Nordamerika. Nur kleine, exklusive Bikehersteller bauten Fatbikes und die waren auch sehr teuer und in Europa schwer zu kriegen.
Auf der Suche nach Umsatzimpulsen hatte sich die Bikeindustrie damals wohl gedacht: „ Jetzt rufen wir den Fatbikeboom aus und verkaufen das Fatbike als nächste Evolutionsstufe des Mountainbikes“. Das hat übrigens teilweise funktioniert, die Nachfrage war in der Radsaison 2015 wirklich groß, bloß die Radhändler in Europa hatten sich nicht viele dieser Fatbikes aufs Lager gelegt, sodass es in der ersten Saison zu großen Engpässen kam. Im Jahr darauf, waren die Lager der Händler voll mit Fatbikes, bloß die Nachfrage war jetzt nicht mehr so groß und 2017 war der Boom vorbei. Es kamen dann die „Plusbikes“ mit 27.5-Zoll-Bereifung und auch diese verschwanden wieder.
Das „Nächste Große Ding“ sind mittlerweile die E-Bikes und die bescheren der Bikeindustrie ja seit geraumer Zeit goldene Zeiten. Heute sind Fatbikes wieder da, wo sie vor 2014 waren: Ein Nischenprodukt für einen ganz besonderen Einsatzbereich - Radeln auf Schnee.

Die Anfänge von Alpine Fatbike:
Es begann 2014 im Frühjahr, als ich in den Mountainbike-Medien erste Berichte über den bevorstehenden Fatbikeboom las.
Ich besuchte gleich die Eurobike(-Messe) in Friedrichshafen, um die fetten Reifen in natura zu sehen und war mir gleich sicher, dass hier das ultimative Fahrrad für unsere Wintersportregionen stand. Noch auf der Messe suchte ich nach Ausrüstern, die mich unterstützen sollten. Das war überraschend einfach (Norco Bikes, TSG Helme, GoPro Kameras und SP-Gadgets Fahrradbeleutung und Kamerazubehör) und solchermaßen voll ausgestattet begab ich mich auf die Suche nach einem Standort.
Das war wiederum nicht so einfach, jedoch fand ich schließlich mit Ramsau einen Wintersportort, der seinerseits sich schon Gedanken über das Fatbike als touristisches Angebot gemacht hatte.Der Tourismusverband Ramsau am Dachsten erlaubte mir, auf Teilen der täglich präparierten Loipen zu fahren und stellte mir einen Lagerraum zur Verfügung. Im Dezember 2014 legte ich dann los.

Was unterscheidet die Fahrt im Schnee von klassischem Mountainbiken? 
Einerseits ist das Fahren auf präparierem Schnee fahrtechnisch identisch mit Radeln auf Schotter oder Asphalt. Wer das Eine kann, kann auch das Andere - ohne zusätzliche Probleme.
Es gibt - den dicken Reifen sei dank - kein Rutschen oder Versinken. Lediglich der Rollwiderstand ist höher - aber nur geringfügig.
Nach bereits wenigen Metern ist die anfängliche Skepsis überwunden und man fühlt sich sofort sicher und vertraut. Und das gilt für jeden, auch für Gelegenheitsradler oder Nicht-Mountainbiker. Der große Unterschied liegt allerdings im subjektiven Empfinden: Es fühlt sich anders an, es klingt anders (es knirscht), es riecht anders (nach Schnee - wer’s nicht wusste: Schnee kann man riechen!), es sieht anders aus (na klar - alles ist weiß) und dann natürlich die niedrigen Temperaturen (wir fahren bis -15°). Unterm Strich erlebt man Radfahren auf winterliche Art neu.

Als ich das erste Mal von deinen Touren gelesen habe, dachte ich erst „da versinkt man doch“! 
Viele denke anfangs, dass man im Schnee ja versinkt oder gleich wegrutscht oder einfach nicht vorwärts kommt.
Alles ganz falsch - zumindest solange man sich auf den präparierten Flächen oder ausgefahrenen und ausgetretenen Wegen bewegt. 
Und davon haben wir in Ramsau über 220km zur Verfügung, denn jede Nacht fahren bei uns 3 Pistengeräte durch um die Loipen, Winterwanderwege und Schlittenwege zu präparieren.

Darf man das eigentlich „so einfach“, dort biken wo Rodler, Skifahrer und Pferdeschlitten ihre Runden drehen?
Natürlich muss im Vorfeld genau geregelt werden, wo mit Fatbikes gefahren werden darf. Es ist ja einerseits alles Privatgrund und andererseits muss die Nutzung mit den anderen Pistenbenutzern abgestimmt werden. Langlaufloipen zum Beispiel sind für uns Fatbiker tabu. Ansprechpartner für diese Fragen ist der Tourismusverband als Loipenpächter und -Betreiber.

Was für Menschen gehen mit Dir auf Fatbiketour? Kann jeder mitfahren? Ist es für jedermann/jedefrau geeignet?
Tatsächlich fahren alle mit mir. Vom 6-jährigen Kind (wir haben auch Kinder-E-Fatbikes für den kleinen Fatbiker ab 1.30) bis zum 76-jährigen.
Weiters Einzelpersonen, Familien, Firmen, Geburtstags- oder Junggesellengruppen, Radvereine, Skifahrer, Wanderer, Menschen mit Kindern im Anhänger (mit Kufen!) oder Hunden (an der Leine!), E-Biker usw. - also alle, die Radfahren können sind geeignet und fahren auch.

Ich nehme es mal vorweg - wir hatten eine riesen Gaudi während der zwei Touren, die wir gemeinsam mit Dir gemacht haben.
Was berichten deine anderen Gäste zum Erlebnis im Schnee Biken zu gehen?
Ich kann wirklich behaupten, dass ausnahmslos alle Teilnehmer begeistert waren. Allen geht’s beim ersten Mal so wie euch, beim zweiten Mal ebenso und viele kommen dann regelmäßig. Es gab auch in all der Zeit nie schwere Unfälle oder Verletzungen meiner Gäste. Ein harmloser Sturz in den Schnee kann aber schon mal vorkommen und ist fast immer lustig für den Betroffenen.

Als Blog der DestinationX interessiert uns brennend zu erfahren wie Du dein Angebot vermarktest und wie sich deine Geschichte rund um Fatbiken im Schnee verkauft.

Wie läuft der Laden? Kannst Du Dich unter den ganzen „Mainstream Wintersportarten“ behaupten? 

Alpine Fatbike war immer ein Nischenanbieter und wir es auch immer sein. Das liegt sicherlich daran, dass der alpine Wintertourismus stark auf das Skifahren fokussiert ist.  Es gibt nicht so viele alpine Wintersportorte allgemein und nur eine Handvoll davon bietet in ganz Europa die Möglichkeit im Winter auf Schnee mit dem Fatbike zu fahren.

Unterm Strich gibt es in Europa neben Ramsau am Dachstein nur noch 2 weitere Fatbikezentren: Livigno und Gstaad.

Es müssen einfach viele Faktoren passen: Topografie (Höhe, Gelände), Schneesicherheit, Infrastruktur (tägliche Präparierung von geeigneten Wegen) und ein Bekenntnis des regionalen Tourismus zum Fatbiken (es geht letztlich um die Integration ins Gesamtkonzept).


Mein Marketing ist relativ einfach erklärt: Ich gebe bei den geführten Touren mein Allerbestes und lege noch großen Wert auf gute Fotos, die meine Gäste im Anschluss erhalten. Somit ist Mundpropaganda mein wichtigstes Marketingkonzept. Daneben war auch das Medieninteresse an meiner Tätigkeit immer sehr groß und über die Jahre berichteten viele namhafte Medien ausführlich über die „fetten Reifen“ in Ramsau.

Bedanken möchte ich mich auch bei den lokalen Tourismusverbänden, die mich immer wieder in ihre PR- und Werbe-Kampagnen miteinbeziehen.

Daneben habe ich natürlich noch Website, FB- und IG-Auftritt, YT-Kanal sowie Drucksorten für die Werbung vor Ort.


Betreibst Du neben deinen Social-Media Kanälen und den YouTube Videos deiner Touren weiteres Marketing, oder reicht das außergewöhnliche Angebot, dass die Menschen auf Dich aufmerksam werden? Unterstützen Dich die Gemeinden in Punkto Marketing?

Ohne Sozial-Media geht’s natürlich nicht. Zu meinem Glück bin ich begeisterter Fotograf und die Abenteuer meiner Gäste bieten immer tolle Motive. Videos habe ich früher mehr gemacht und werde diese zukünftig wieder forcieren. Ich habe ab dieser Saison eine neue Kamera (Insta360 One 1“) die mir noch bessere Möglichkeiten eröffnet und da will ich etwas experimentieren. Während der Wintersaison poste ich 3-4x pro Woche was neues, meist Tourberichte und Fotos/Videos und veröffentliche diese auf Facebook, Instagram, meinem Youtubekanal (schon länger nicht mehr aktualisiert) und meiner Website (in Spitzenzeiten bis zu über 1k Seitenaufrufe und 400 Besucher am Tag). Meine Website hat ausserdem ein Fotoarchiv für die Presse. Im Grunde bin ich aber vor allem Fatbikeguide und weniger Marketer aber als Selbständiger muss das eben auch sein.


Was macht Deiner Meinung nach den Erfolg von Alpin Fatbike aus? 

Einerseits ist sicher beständige Qualität der Arbeit der beste Motor für nachhaltigen Erfolg. Die Gäste erleben tolle Urlaubsabenteuer mit mir, erzählen das weiter und kommen mit Freunden wieder. Die Tatsache, dass sich mein Produkt gut in Bildern und Videos vermarkten lässt, kommt mir natürlich stark entgegen. 


Wir drücken alle die Daumen, dass wir im kommenden Jahr wieder mehr zur Normalität zurückfinden. Daher abschließend noch eine letzte Frage zur aktuellen Situation und einem Ausblick in die Zukunft.

Wie hast Du das vergangene Jahr mit Corona erlebt und wie sieht die kommende Saison für Dich aus? Kann man diesen Winter mit Dir fahren gehen und wie sind deine Pläne für die kommenden Monate?

Der letzte Winter war gut bis zum 15. März - da war dann schlagartig Schluss. Das restliche Jahr war dominiert von einer sehr starken Sommersaison (ich bin auch im Sommer Mountainbikeguide in Ramsau am Dachstein). Der kommende Winter wird sicherlich spannend. Ich werde jedenfalls ab Weihnachten in Betrieb gehen. Die Wege werden ja wie immer präpariert (auch für die Fatbiker) und ich werde mich erstmal auf die Tagesgäste konzentrieren. Es gibt vorerst keine Hüttenaufenthalte und ich lasse nur jeweils 2 Gäste gleichzeitig in meinen Shop. Die Gruppengrößen werden diesen Winter auch kleiner und Firmengruppen werden wohl ausbleiben. Den Rest wird man sehen, aber ich glaube fest an einen tollen Winter.


Ein außergewöhnliches, aber dafür umso spannenderes Thema in dieser so von Fernweh geplagter Zeit. Ich hoffe, wir konnten mit diesem Interview Lust auf Ungewöhnliches machen und vielleicht auch den ein oder anderen Nachdenklich stimmen, was denn für Sie oder Ihn eine neue Geschäftsidee sein könnte (und sei sie noch so verrückt). Ich bin fest davon überzeugt, wir brauchen in dieser Zeit mutige Menschen mit außergewöhnlichen Ideen, um den Tourismus nachhaltig zu gestalten und weg von Lockdown-Blues und Pessimismus neue Impulse zu setzen. Privat sitze ich hier lächelnd, an Schnee, Winterurlaub und Adrenalin denkend, und freue mich auf unseren nächsten Besuch in Ramsau am Dachstein. 



About Michael Stix  

Meine Passionen sind das Radfahren und die Berge, aber zu allererst Elisabeth, meine Lebensgefährtin und liebste Mitradlerin.

Ich lebe jetzt nicht nach einem Motto aber etwas, das ich mir immer wieder bewusst mache ist folgendes: Ab einem gewissen Punkt ist es nicht verkehrt das zu schätzen, was man hat. Besonders, wenn man es sich ausgesucht oder drauf hingearbeitet hat. Das ewige Streben nach mehr ist aus meiner Sicht eine Schwäche und keine Stärke.


About Alpin Fatbike 

Zum Schluss noch einige Highlights aus den Werbetexten:

Mit Ausgangspunkt Ramsau Zentrum und Schladming Hochwurzen bietet Alpin Fatbike in der Wintersaison täglich mehrere geführte Fatbiketouren an. 

Ob romantische Hüttenbesuche, zauberhafte Almentouren, herausfordernde Freeride-Abenteuer oder gar eine unvergleichliche Nachtausfahrt: Auf den Fatbikes entdeckt man das Winterwunderland der Region Schladming-Dachstein auf 2 Reifen ganz neu!

Mit den zahlreichen gespurten Wander- und Schlittenwegen, Schiabfahrten, Singletrails und Rodelbahnen ist die Region südlich des Dachsteins ideal geeignet für dein persönliches Fatbike- Abenteuer. Auf in den Schnee! 


Weitere Infos, Impressionen & bewegtes Bild unter: https://www.alpinefatbike.com 

oder auf den 

Sozialen Netzwerken:

https://www.facebook.com/fatbikeonsnow/

https://www.instagram.com/alpinefatbike/?hl=de 

https://www.youtube.com/channel/UClZs3rMp4p7iDT8aoMZfwSA

TEILEN ERWÜNSCHT!

Neo-Ökolohie, Restaurant, Gastronomie, Nachhaltigkeit, Markenstrategie
von Alexandra Zajonz 07 Dez., 2020
Von grünen Sternen, digitaler Warenwirtschaft und doch handverlesener Ernte wie zu Großmutters Zeiten, was bedeutet Neo-Ökologie für die Gastronomie.
Nachhaltige Hotelkonzepte als Sicherheit für die Zukunft
von Alexandra Zajonz 04 Dez., 2020
Wie beeinflusst Neo-Ökologie die Hotelwahl und was lernen wir daraus für das Hotelkonzept der Zukunft?
von Alexandra Zajonz 23 Nov., 2020
Neo-Ökologie wird als Megatrend unserer Zeit zum essentiellen Bestandteil für Destinationsmarketing und Kommunikation. Einführung ins Thema & Strategien in der Kommunikation für Destinationen.
Elektroladestation an der Destination, Destination Charger am Hotel
von Alexandra Zajonz 16 Nov., 2020
Stehen Ladestationen und die Wahl der Destination in direktem Zusammenhang? Destination Charger = Destination Marketing für E-Mobilisten?
Kreative Ideen in der Corona-Pandemie
von Alexandra Zajonz 10 Nov., 2020
Best-Practice-Beispiele - wie sich Gastronomen, Hoteliers und Regionen mit kreativen Ideen den Gegebenheiten der Corona-Pandemie anpassen.
Bloggen für Restaurant, Hotel & Regionen
von Alexandra Zajonz 09 Nov., 2020
Ein kleines Tutorial zum Thema "Wie schreibe ich einen Blog" mit Ideen für Hotelliers, Gastgewerbe und Destinationen.
Warum ein Blog bei Destination X
von Alexandra Zajonz 09 Nov., 2020
In diesem Artikel widmen wir uns der Frage "Wer steckt hinter der Destination X" und "Warum schreiben wir einen Blog"?
Show More
Share by: